„Farbe spricht direkt zum Gefühl – Tonwert zum Verstand.“
Sinngemäß abgeleitet aus Aussagen von Ansel Adams
1. Einführung: Farbe oder Schwarzweiß?
Farben können stimmen erzeugen, Gefühle wecken oder Bedeutung tragen. Aber manchmal ist es gerade das Fehlen der Farbe, das ein Bild stark macht. In diesem Modul lernst du, wie du Farbe als Gestaltungsmittel einsetzt – oder bewusst auf sie verzichtest, um mit Licht und Kontrasten zu arbeiten.
Ziel dieses Moduls:
- Wirkung von Farben und Farbkombinationen verstehen
- Farbe gezielt einsetzen – nicht nur „weil sie da ist“
- Schwarzweiß als bewusste Entscheidung nutzen, nicht als Filter
2. Theorie: Wie Farbe (und ihre Abwesenheit) wirkt
A) Farbe als Gefühlssprache
Farben wirken unbewusst – sie transportieren Emotionen, Atmosphäre, Tiefe.
Beispiele:
- Rot: Energie, Wärme, Gefahr
- Blau: Ruhe, Kälte, Weite
- Gelb: Licht, Freude, Aufmerksamkeit
- Grün: Natur, Frische, Harmonie
- Schwarz/Weiß/Grau: Zeitlosigkeit, Ernst, Konzentration
Tipp: Frag dich bei einem Farbfoto: „Was trägt die Farbe zur Aussage bei?“
B) Farbkontraste & Harmonie
Farbkontraste erzeugen Spannung – z. B. Komplementärfarben wie Blau/Orange oder Rot/Grün.
Farbharmonie wirkt ruhig – z. B. analoge Farbtöne wie Beige/Braun oder Blau/Grün.
Beispiel: Ein knallrotes Auto vor grauer Hauswand = Hingucker.
Ein blauer Himmel über grünem Feld = Harmonie.
C) Schwarzweiß – Konzentration auf Form und Licht
Ein Bild in Schwarzweiß zeigt:
- Licht und Schatten
- Form und Struktur
- Emotion ohne Ablenkung durch Farbe
Aber: Schwarzweiß ist keine Notlösung, sondern eine bewusste Entscheidung. Es funktioniert besonders gut bei:
- Starken Kontrasten
- Klarem Motiv
- Ausdrucksstarken Porträts
- Grafischen Szenen (Linien, Formen, Muster)
3. Fachbegriffe im Klartext
- Farbtemperatur: Warme Farben (rötlich) vs. kalte Farben (bläulich), beeinflusst durch Lichtquelle oder Weißabgleich.
- Tonwerte: Die Helligkeitsebenen im Bild – von tiefem Schwarz bis strahlendem Weiß. Besonders wichtig in Schwarzweißbildern.
- Farbdominante: Eine Farbe, die das Bild dominiert – z. B. bei monochromen Szenen.
4. Übungen: Farbwirkung entdecken und nutzen
Übung 1: Farbdominanz erkennen
- Fotografiere 3 Motive, in denen eine Farbe dominiert (z. B. eine rote Tür, ein gelbes Taxi, ein blauer Himmel mit Hausfassade).
- Achte auf:
- Bildwirkung
- Komposition um die Farbe herum
Ziel: Farbe als Gestaltungselement bewusst erkennen und einrahmen
Übung 2: Gleiche Szene – Farbe & Schwarzweiß
- Wähle ein Motiv mit Kontrasten oder Struktur
- Fotografiere es und wandle es anschließend in Schwarzweiß um
- Vergleiche:
- Welche Version wirkt stärker?
- Wo zeigt sich mehr Tiefe, wo mehr Gefühl?
Tipp: Schwarzweiß funktioniert oft besser bei hartem Licht oder klaren Formen.
Übung 3: Farbpaare mit Wirkung
- Suche gezielt nach komplementären Farben (z. B. Orange/Blau, Rot/Grün, Gelb/Violett)
- Fotografiere Szenen, in denen sich diese Farben begegnen
- Achte auf:
- Spannung im Bild
- Aufteilung der Farben (z. B. dominant vs. Akzent)
Ziel: Farben gezielt kombinieren – nicht zufällig
5. Reflexion: Wie sprichst du in Farbe?
- In welchen Bildern hat die Farbe zur Bildaussage beigetragen?
- Wo hat Farbe vielleicht vom Motiv abgelenkt?
- Hast du durch Schwarzweiß etwas im Bild stärker gespürt?
- Was fällt dir beim nächsten Mal zuerst ins Auge: Farbe oder Form?
6. Vertiefung (optional): Monochrom fotografieren
- Fotografiere einen Tag lang nur in einer Farbstimmung – z. B. alles in Blautönen, Grüntönen oder Graustufen.
- Das funktioniert besonders gut bei Regen, Dämmerung oder bestimmten Materialien (Beton, Stoffe, Holz).
Ziel: Farbe als Gestaltungssystem erleben, nicht als Nebeneffekt
7. Abschlussaufgabe: Dein Farb- oder Tonwert-Meisterstück
Wähle ein Bild aus, das stark durch Farbe oder durch Tonwert (Schwarzweiß) wirkt.
Beantworte:
- Was ist die farbliche Aussage des Bildes?
- Warum hast du Farbe bzw. Schwarzweiß gewählt?
- Wie trägt die Entscheidung zur Stimmung des Bildes bei?
Fazit von Modul 7:
Farbe kann laut sein oder leise. Sie kann schreien oder erzählen. Schwarzweiß konzentriert – Farbe erweitert. Als Fotograf entscheidest du, welche Sprache dein Bild spricht. In Modul 8 lernst du, wie du durch visuelle Balance und Kontraste gezielt Spannung oder Ruhe erzeugst – für noch ausdrucksstärkere Bilder.